Unter Heilerde versteht man ein Pulver aus eiszeitlichen Lössablagerungen, welches Verwendung in der Alternativmedizin findet. Es kann sowohl äußerlich auf die Haut aufgetragen, als auch innerlich eingenommen werden, wobei die Erde zur Entgiftung des Körpers beitragen soll.
Herkunft
Schon vor Jahrtausenden wurde Erde oder Lehm von Menschen auf die Haut aufgetragen, um Verletzungen zu schützen. Bereits Kleopatra soll den angeschwemmten Schlamm aus dem Nil für Schönheitsanwendungen genutzt haben. Auch von Tieren ist bekannt, sich in Erde zu wälzen, um Parasiten zu bekämpfen.
Seit der Einführung moderner Medikamente ist die Erde als Volksmittel jedoch weitestgehend in Vergessenheit geraten. Das änderte sich Anfang des 20. Jahrhunderts, als sich der Naturheilkundler Adolf Just mit der Wirkung von Erde beschäftigte. Genauer gesagt befasste er sich mit der inneren Anwendung von gemahlenen Lössablagerungen, einer Sedimentschicht, die während der letzten Eiszeit gebildet wurde und die er „Heilerde“ nannte.
Wirkung
Je nach Herkunft unterscheidet sich die Zusammensetzung der Erde. Meist bilden die Basis des Pulvers Aluminium-Silikate, Quarz sowie Kalk- und Feldspat. Außerdem sind Mineralstoffe wie Kalium, Kalzium und Eisen und die Spurenelemente Zink, Kupfer, Selen und Fluor enthalten. Bei der Einnahme sollen diese dem Körper zugeführt werden und somit den Stoffwechsel harmonisieren.
Die wichtigste Eigenschaft der Erde ist allerdings ihre Absorptionsfähigkeit. Aufgrund der großen Oberfläche, die bei einem Teelöffel fein gemahlenem Pulver immerhin etwa 100 m² beträgt, können Stoffe aufgenommen und gebunden werden. Auf diese Weise sollen Gifte und gesundheitsschädliche Mikroorganismen im Darm unschädlich gemacht werden. Klassischerweise wird eine Einnahme bei Magen-Darm-Beschwerden wie Magenschleimhautentzündungen und -geschwüren, Durchfall, Blähungen oder Lebensmittelvergiftungen empfohlen. Viele Anwender berichten auch von einer Linderung bei Sodbrennen, da Magensäure neutralisiert wird. Seltener wird von einer Verbesserung bei Allergien, Rheuma, Haarausfall und erhöhten Cholesterinwerten gesprochen.
Auch beim Abnehmen soll die Erde helfen, indem durch die Einnahme vor dem Essen ein Völlegefühl ausgelöst wird. Dabei ist jedoch Vorsicht geboten, da die Erde im Verdacht steht, auch Nährstoffe aus der Nahrung zu absorbieren. Es wird daher empfohlen, nach dem Trinken einige Zeit verstreichen zu lassen, bevor gegessen wird. Das gleiche gilt für die Einnahme von Medikamenten, deren Wirkung möglicherweise abgeschwächt wird.
Kritiker bemängeln außerdem den Anteil an Aluminiumverbindungen. Inwiefern sich diese auf den Körper auswirken, ist umstritten. Vorsichtshalber kann die Anwendung auf einige Monate begrenzt werden.
Äußerlich aufgetragen wird die Erde bei vielen Hautproblemen, Verletzungen oder Entzündungen. Bei unreiner Haut, Neurodermitis oder Schuppenflechte soll Abhilfe geschaffen werden. Auch schmerzende Prellungen, Gelenke oder Stiche können behandelt werden. Generell kann eine Maske zur Straffung und Verfeinerung der Haut aufgetragen werden.
Anwendung
Für die innere Anwendung werden, je nach Packungsangabe, zwischen ein und dreimal täglich 1-2 Teelöffel in ein Glas Wasser eingerührt und getrunken. Am besten wird anschließend noch mit einem Glas Wasser nachgespült, da die Erde viel Flüssigkeit aufsaugt. Wem der erdige Geschmack und das Knirschen zwischen den Zähnen unangenehm sind, kann die Erde auch in Kapselform einnehmen.
Für die Anwendung auf der Haut kann etwas Pulver mit Wasser angerührt oder auf spezielle Pflegeprodukte zurückgegriffen werden. Nach dem Trocknen wird die Erde wieder abgewaschen.
Wer die Heilerde ausprobieren möchte, kann sie in Apotheken, Reformhäusern und manchen Drogerien finden.
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